Bewegung der Landschaft - Horizontalität der Fläche - Definition des Raumes
Der neue Bildungscampus Heilbronn formt auf einem erhöhten Niveau ein Plateau. Die neue Fläche, gebauter landschaftlicher und städtebaulicher Kontext, definiert das Zentrum der Anlage, den eigentlichen Campus, am Übergang der Stadt zum neckarnahen Grünraum. Von der Innenstadt her erhebt und entwickelt sich das Plateau allmählich von einem städtischen Platz zum eigentlichen Campus-Karree. Nach Westen hin wandelt sich die Fläche dann zur Landschaft und geht sanft abfallend in den vorhandenen bzw. im Rahmen der Landesgartenschau neuen Grünzug entlang des Bahndamms über. Die Höhenlage des Campus ist sorgfältig auf die Umgebung abgestimmt, gerade genug um sich abzusetzen, aber nicht zu viel um abzugrenzen. Die vollständige Eliminierung der Wahrnehmung des bewegten und ruhenden Verkehrs erzeugt ein hohes Maß an Aufenthaltsqualität auf dem Hochschulgelände. Die Idee des leicht erhabenen Ortes adressiert den Stadtraum, schafft Identität und bildet die Basis für die ihn umgebenden und prägenden Gebäude.So entfalten sich vielfältige Raum- und Blickbeziehungen, Campus, Stadt und Grün treten in einen Dialog von Innen und Außen. Ein Ort entsteht, als ruhige Insel in der Stadt und dennoch in sie eingebunden, geprägt von Ankommen, vom Lernen, ganz dem Gedanken der durchgrünten Polis folgend. Neugier und Begegnung, Privatheit und Öffentlichkeit, Rückzug und Begegnung entstehen auf selbstverständliche Weise. Die Gebäude ruhen als solitäre Bausteine auf dieser, einem Passepartout gleichenden Horizontalen, spannen einen Raum auf, geben dem Campus Halt, definieren seine Ränder und lassen in Ihren Zwischenräumen die Stadt und das Grün definiert einfließen. Es entsteht eine durchgrünte Lernstadt, deren Baumassen nie in der gesamten Abwicklung erkennbar werden, sondern aufgelöst in angemessener Körnung Maßstäblichkeit bewahren.
Die heilbronn business school liegt, gewissermaßen als „primus inter paris“, repräsen-tativ und schon von Weitem erkennbar, schlank und viergeschossig an der Mannhei-mer Strasse, wo sie zusammen mit dem geplanten Hotelneubau ein Stadttor am Über-gang des vorstädtischen Grünraums zur Kernstadt bildet. Die Berufsakademie, in der die meisten Besucherströme zu erwarten sind, ist der Stadt zugewandt, wo sie mit ihrer großen Masse in Verbindung mit dem Hofkammergebäude städtebauliche Dichte erzeugt. Die Akademie für Information und Management bildet in ihrer 3-Geschos-sigkeit den nördlichen Abschluss zur Wohnbebauung und das Ende der Dammstraße am Übergang zum Grünzug entlang des Bahndamms.In diesem Grünzug liegt auch der eingeschossige Pavillon mit Aula und Mensa, der sich transparent und einladend zum zentralen Platz öffnet und ihn dadurch ganz selbstverständlich belebt. Die Gebäu-de formen in ihrer baukörperlichen Ausformung als schlichte, klar definierte Körper das Gesamtensemble, jeder für sich funktional autark und doch als Einheit in den Stadt-raum hinein wirkend. Erschließung und Zugang zu den einzelnen Gebäuden erfolgen logischerweise vom Campus aus.
Gestaltungstypisch sind die eleganten, fein gegliederten Glasfassaden in ihrer unprä-tentiösen Anmut, die in kontrastreichen Dialog mit dem üppigen Umgebungsgrün und der Nachbarbebauung treten.Größtmögliche Transparenz von Innen nach Außen und die Verfremdung des Einblicks von Außen nach Innen durch die rhythmisch gekippten Scheiben der Doppelfassade zu Stadt und Straße hin, kennzeichnen die Gebäude. Das Spiel der rhythmisierten, polymorph gefalteten Flächen der Fassaden, kontrastiert mit den scharf eingeschnittenen Eingängen. Die Fassade der heilbronn business school wird durch die subtile Steigerung der Spiegelungs- und Brechungseffekte noch zusätzlich hervorgehoben.
Das Gebäudeensemble des neuen Bildungscampus Heilbronn schafft einen Ort der Identität, eine Insel in der Stadt, und konzentriert somit die subtile Qualität des eigentlich begrenzten und daher umso wertvolleren städtischen Raumes.
- Standort
- Mannheimer Straße, Schaeuffelenstraße, Dammstraße, 74072 Heilbronn
- Verfahrensart
- Nichtoffener Planungswettbewerb
- Auslober
- Dieter Schwarz Stiftung GmbH
- Jahr
- 2009
- Kategorien
- Bildung · Sport Wettbewerbe